Warum manche Golfer fast immer den falschen Schläger wählen

Du stehst beim Abschlag und versuchst, die Situation einzuschätzen.

Distanz zum Loch 150 m, leichter Wind seitlich von vorne, das Grün nach hinten leicht abfallend.

Du überlegst dir, welcher Schläger dafür geeignet ist und wie du schlagen sollst, bist hin- und hergerissen und entscheidest dich nach einer ganzen Weile für das 6er-Eisen.

Du gehst deine Pre-Shot-Routine durch und machst dich bereit.

Up & down …

Während dem Schlag kommen dir Zweifel, du korrigierst … sch… .

Hinterher ärgerst du dich wieder gewaltig.

Was ist passiert?

Kopf und Bauch

Bei Entscheidungssituationen sind zwei Systeme beteiligt.

Dein Verstand und dein Unbewusstes.

Dein Verstand arbeitet Schritt für Schritt und bewertet eine Situation danach, ob sie richtig oder falsch ist.

Triffst du eine Entscheidung mit dem Verstand, kannst du sehr gut und logisch begründen, warum du so entschieden hast.

Und du kannst die Konsequenzen für die Zukunft abschätzen.

Dein Verstand arbeitet langsam und braucht ein wenig Zeit, bis er zu einer Entscheidung gekommen ist.

Unter optimalen Bedingungen arbeitet dein Verstand einwandfrei.

Er ist jedoch sehr empfindlich für Störungen und fehleranfällig.

Deshalb kommt dein Verstand schnell an seine Grenzen.

Vor allem wenn du gestresst, genervt, hungrig, müde oder überfordert bist.

Dein Unbewusstes kann gleichzeitig viele Informationen verarbeiten und bewertet eine Situation nach einem anderen und einfachen Prinzip: mag ich oder mag ich nicht.

Denn es lebt den Moment (im Hier und Jetzt) und verfolgt nur ein Ziel: psychisches Wohlbefinden.

Seine Bewertung kommuniziert das Unbewusste blitzschnell in Form von diffusen Körpersignalen oder Emotionen.

Eine Entscheidung steht an

Distanz zum Loch 150 m, Wind Südost, das Grün nach hinten leicht abfallend.

Du musst eine Entscheidung treffen.

Genau genommen ist es eine sehr vielschichtige Entscheidung.

Welcher Schläger?

Schlägerkopfgeschwindigkeit – voller Schwung oder 80-90 %?

Grün hoch anspielen oder flach reinrollen?

Mitte Grün oder Fahne anpeilen? etc.

Immer dann, wenn eine Entscheidung bevorsteht, entstehen in deinem Gehirn Vorstellungsbilder von möglichen Szenarien und ihren Folgen.

Dies geschieht blitzschnell und unbewusst.

D.h dein Verstand bekommt das gar nicht mit.

„Mit dem 6er-Eisen treffe ich meistens sehr gut und erreiche entsprechend gute Weiten. Die Folge könnte sein, dass der Schlag bei einem optimalen Treffer zu weit geht.“

„Mit dem 7er-Eisen bin ich von der Distanz her auf der sicheren Seite, verziehe jedoch oft bei Wind. Die Folge könnte sein, dass der Ball im Rough oder im Bunker landet …“

Diese Szenarien lösen Körpersignale (somatische Marker) aus.

Wenn eine vergleichbare Situation das letzte Mal einen schlechten Ausgang hatte (Ball ist im Bunker gelandet), gibt das ein unangenehmes Körpergefühl (Klumpen im Bauch, Kloss im Hals).

Das heisst, du solltest das vermeiden. War das Ergebnis für dich ein Erfolg (Schlag wie gewünscht gelungen), wird das mit einem guten Körpergefühl quittiert. Das heisst, du kannst das wieder tun.

Somatische Marker sind wichtig für Entscheidungssituationen. Wie du diese wahrnimmst, ist völlig egal. Entscheidend ist, dass du sie wahrnimmst und beachtest!

Das Unbewusste muss ins Boot

Positive Zukunftsaussicht

Im Beispiel „7er-Eisen“ zieht es dir schon alleine beim Gedanken alles zusammen. Dein Verstand sagt dir jedoch: Deine Schläge mit dem 7er-Eisen waren bisher einfach schlecht, weil du den Schlag bei Wind noch nie voll durchgezogen hast.

Dies steht in keinem direkten Zusammenhang mit dem 7er-Eisen.

In diesem Fall kannst du deinem Unbewussten mit dem Verstand das positive Ergebnis schmackhaft machen:

Nehmen wir das 7er-Eisen und ziehen den Schlag wie geplant durch, liegt der Ball in der Mitte des Grüns. Ist der Schlag zu kurz, rollt er noch ein wenig in Richtung Fahne.“

Gefällt diese positive Aussicht deinem Unbewussten – die Aussicht auf das gute Gefühl ist wirklich erstrebenswert -, hast du es im Boot und damit eine gute Entscheidung getroffen.

Dann stehst du zu 100 % hinter deiner Entscheidung zum 7er-Eisen und zu deiner Schlagroutine.

Negative Konsequenzen

Dein Unbewusstes sendet dir beim Gedanken an das 6er-Eisen einen negativen somatischen Marker.

Weil der Ball auf diese Distanz bei einem guten Schlag immer zu weit geflogen ist.

Dein Verstand kommt in diesem Fall zu der gleichen Bewertung.

Das heisst Verstand und Unbewusstes bewerten die Situation identisch.

Damit ist das Unbewusste im Boot und du kannst das 6er-Eisen im Sack lassen.

Ein Konflikt

Kommen Verstand und Unbewusstes nicht zum gleichen Ergebnis, entsteht ein Konflikt.

Er wird dazu führen, dass du zweifelst, hin- und hergerissen bist und vielleicht Mitten im Schwung von deiner ursprünglichen Entscheidung abweichst.

Du wirst korrigieren, ein wenig härter schlagen, den Schwung nicht voll durchziehen oder was auch immer. Die Folgen davon kennst du besser als ich.

Der Ball wird dann schlecht getroffen, landet im Rough, im Bunker oder sonst im Juhee. Jedoch nie dort, wo du ihn eigentlich haben wolltest.

Ausser du redest den Schlag schön. Das soll auch vorkommen ;-).

Eine zusätzliche Schwierigkeit können Ratschläge oder der Vergleich mit anderen Golfern sein.

Bei Unsicherheiten neigst du dazu, auf den Rat anderer zu hören und vernachlässigst deine persönlichen Erfahrungen.

Das ist eine zusätzliche Hürde und passiert meistens dann, wenn du das Unbewusste nicht im Boot hast.

Jeder Golfer zeichnet sich durch sein Spiel und seine Stärken aus. Entscheidend sind deine Erfahrungen und deine Fähigkeiten!

Lerne die Situationen selber einzuschätzen, das hilft dir, gute Entscheidungen zu treffen.

Warum?

Weil du deine persönlichen Erfahrungen berücksichtigst und in dein Spiel integrierst.

Du weisst am besten, was gut für dich ist!

Neue Situationen

Als Golfer wirst du immer wieder mit neuen Situationen konfrontiert sein, für die du noch keine Erfahrungswerte hast.

Diese können sehr schnell ein Unbehagen auslösen. Das ist normal und nicht weiter tragisch.

Doch was tun in einer neuen Situation?

Entscheide dich für den Schläger, der mit deiner aktuellen Erfahrung für dich die beste Lösung ist. Ich sage ganz bewusst „deine beste Lösung“!

Mehr kannst du nicht tun.

Führe den Schlag von A bis Z so aus, wie du dir das vorgenommen hast.

Analysiere erst hinterher das Ergebnis und lerne daraus.

„Die Strategie war gut. Ich habe den Ball schlecht getroffen. Das nächste Mal werde ich wieder das Gleiche tun und den Ball besser treffen.“

„Ich habe den Ball optimal getroffen. Der Ball ist dabei viel zu weit hinter dem Grün gelandet. Das nächste Mal nehme ich einen anderen Schläger und verkürze somit die Distanz.“

Integriere das Gelernte in deinen Erfahrungsschatz.

Die Tigerline

Ich kann sehr gut verstehen, dass die Tigerline einen besonderen Reiz auf die meisten Golfer ausübt.

Wir alle wären gerne Tiger Woods.

Es macht jedoch wenig Sinn, so viel Risiko einzugehen, wenn dir die Fähigkeiten dazu fehlen.

In den meisten Fällen ist „safe“ die bessere Variante.

Auch beim zehnten Schlag ins Rough wird dir dein Unbewusstes klare Signale senden.

Beachte sie!

Wenn du einen Schlag versiebt hast, war deine Handlung ein Misserfolg.

Fehlschläge sind wichtig und eine grosse Chance für dich.

Denn ohne Fehler gibt es kein Lernen.

Erkenne sie, akzeptiere sie, lerne daraus und hake sie ab.

So gelingt es!

Wenn du mit dem Unbewussten im Boot und selber entscheidest, welcher Schläger für dich der Richtige ist, dann wirst du nie mehr zweifeln und deine Schwünge sicher und selbstbewusst durchziehen.

Up & down!

Ich wünsche dir gutes Gelingen!

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Nutze deine Möglichkeiten!

Martin Feigenwinter

PS: Mit einem guten Mentalgame geht alles ein wenig einfacher

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