David gegen Goliath: Wie du Goliath ein Bein stellst

Wenn einer auf verlorenem Posten steht, bezeichnen Sportjournalisten das sehr gerne als einen „Kampf von David gegen Goliath“. Insbesondere im Fussball oder bei Interaktionssportarten wie zum Beispiel Fechten taucht das immer wieder auf.

Und doch scheint der Ausgang nicht von vornherein klar zu sein. Vor allem dann, wenn die Herausforderung für Goliath zur Bedrohung wird.

Dann schlägt die Stunde von David.

Damokles’ Schwert

Welche drei Faktoren über Herausforderung oder Bedrohung entscheiden, hast du letzte Woche gelesen. Falls du den Artikel verpasst hast, kannst du ihn hier lesen.

Beim Duell David gegen Goliath scheint der Ausgang von vornherein klar. Schliesslich wird von allen Goliaths Sieg erwartet!

Eine Niederlage des Favoriten wäre eine unglaubliche Blamage. Abhängig von der Sportart sind die negativen Konsequenzen bei einer Niederlage in sozialer und materieller Hinsicht sehr gross. Ein verpasster Einzug in die nächste Runde respektive ein frühes Ausscheiden wirkt sich unter anderem finanziell wie auch auf das persönliche Ansehen aus.

Grosse Fussballvereine, die gegen Underdogs verlieren, werden von den Medien und Fans verhöhnt und verspottet. Ein verpasster Halbfinaleinzug an einer grossen Meisterschaft kann sich für einen Individualathleten negativ auf die Kaderzugehörigkeit oder zukünftige Sponsorenengagements auswirken.

Die Bedrohung wird dann sehr schnell zum Damoklesschwert. „Ich war wie blockiert“ , hört man nach einer empfindlichen und unerwarteten Niederlage. Dass der Wettkampf im Kopf verloren wurde, muss ich dir nicht mehr erklären.

Und dennoch gibt es immer noch viele, die das Gefühl haben, den Kopf zu trainieren sei verlorene Zeit. Ich sehe das anders.

Nur gewinnen

Im Gegensatz zu Goliath kann David nur gewinnen. Er steht ja ohnehin auf verlorenem Posten.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für ein Gelingen/Misslingen weit weg von 50/50 ist, wirken sich die positiven Konsequenzen für den Underdog extrem motivierend aus. Das gewonnene Ansehen und der Statusgewinn haben schon manchen machtmotivierten Underdog zu aussergewöhnlichen Leistungen angetrieben.

Wer kennt sie nicht, die Wettkämpfe, bei denen David stolz wie Oskar und mit geschwellter Brust als Sieger vom Platz ging. Goliath verliess den Wettkampfplatz geknickt wie ein geschlagener Hund.

Je länger der Wettkampf zugunsten des Underdogs läuft, desto grösser wird seine Motivation. Die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt!

Hallo wach

Und dann gibt es die Situationen, in denen Goliath zuerst eine „Watsche“ kassieren muss, bevor er aufwacht und die Bedrohung zur Herausforderung wird. In diesen Fällen kann er den Kopf gerade noch aus der Schlinge ziehen und das Blatt wenden.

Dies passierte beispielsweise im olympischen Beachvolleyball-Turnier, als die beiden Schweizerinnen Heidrich/Zumkehr drei Matchbälle im zweiten Satz gegen die brasilianischen Favoritinnen Larissa/Talita im Viertelfinale nicht verwerten konnten. Die Brasilianerinnen zogen den Kopf aus der Schlinge und brachten das Spiel in Extremis nach Hause. Bei einem spektakulären Ballwechsel, der für die Brasilianerinnen beinahe das Aus bedeutet hat, wunderte sich Zumkehr: „Ich weiss nicht, wie sie das geschafft hat“ (die Finger unter den Ball zu bekommen).

Goliath zu Fall bringen

Auch wenn die Situation aussichtslos erscheint, du kannst Goliath zu Fall bringen!

Willst du es versuchen?

Sei mutig und unerschrocken

Heute ist ein neuer Tag und ein neuer Wettkampf. Was der (oder die) andere schon geleistet hat und wie er heisst, spielt keine Rolle. Wir starten immer bei null.

Deshalb gibt es für dich keinen Grund, vor Ehrfurcht zu erstarren. Auch wenn dein Gegner die vermeintlich besseren Karten hat. Bereite dich gut vor, kenne die Schwächen deines Kontrahenten und gehe unerschrocken und mutig in dieses Duell.

Der jungendliche Hirte David ist ohne Erfahrung und nur mit einer Steinschleuder bewaffnet gegen den erfahrenen und übermächtigen Krieger Goliath angetreten.

Das tat er mutig und unerschrocken.

Denn er vertraute seinen Stärken. Das kannst du auch!

Vertraue auf deine Fähigkeiten

Entscheidend ist, was du jetzt, in diesem Augenblick kannst. Was du noch gerne können würdest, interessiert niemanden. Und es hat auch keine Bedeutung.

Vertraue auf deine Stärken. Es ist das BESTE, das du hast! Nutze sie und bestätige dich für jeden kleinen Erfolg (Treffer, Tor, Parade etc.). Jedes Erfolgserlebnis stärkt dein Selbstvertrauen.

Fokussiere dich auf das, was zu tun ist, und nicht auf die möglichen Konsequenzen! Geniesse jeden Moment, sei mit Kopf und Körper im Hier und Jetzt. Was war und was sein wird, hat für dich jetzt keine Bedeutung.

Wenn du den Augenblick lebst, dann bist du in deinem Element.

David ging mit seiner Steinschleuder und fünf Steinen in den Kampf. Er war davon überzeugt, dass er mit seinen Stärken und seinem Material als Sieger vom Platz geht. Gedanken wie „Ich bin doch viel kleiner“ oder „Seine Waffen sind grösser“ haben in Davids Kopf keinen Platz gefunden.

Fackle nicht lange

Bei einem übermächtigen Gegner bleibt dir keine Zeit, diesen langsam abzutasten. Die Hausaufgaben machst du vorher, damit du weisst, wo die wunden Punkte sind und vor was du dich in Acht nehmen musst.

Bleibe aktiv, setze deine Stärken entschlossen ein und nutze den Überraschungseffekt.

David fackelte nicht lange. Er ist zu Goliath hingelaufen, hat einen Stein aus seiner Hosentasche genommen und in seine Schleuder gelegt. Mit seiner ganzen Kraft hat er ihm den Stein an die Stirn, die einzige ungeschützte Stelle geschleudert. Der Riese Goliath ist wie ein Mehlsack umgefallen.

Diese Aktion kam für Goliath aus heiterem Himmel.

Nutze den Überraschungsmoment und stosse deinen Goliath vor den Kopf.

Kenne keine Gnade

David fackelte nicht lange, setzte nach und verpasste Goliath den Todesstoss.

Genau das tust du auch. Sonst ist es möglich, dass du eine Auferstehung erlebst.

So wie das Zumkehr/Heidrich passiert ist oder wie du das im Tennis des Öfteren sehen kannst. Es fehlen nur noch einer oder ein paar Punkte und dann wäre das Match nach Hause serviert. Wäre …

Wenn du als Underdog Mitleid mit deinem Gegner bekommst (nicht nur dann) und ihm den Todesstoss nicht verpasst, wird er das Blatt wenden. So wie das Roger Federer (in seinen besten Zeiten) oder Novac Djokovic tun. Wenn der Underdog die grossen Chancen auslässt, dann reisst Goliath das Ruder herum.

Kenne keine Gnade und bringe zu Ende, was du angefangen hast.

Sei clever

„No risk, no fun“  mag eine gute Devise sein. Damit diese Strategie aufgeht, müssen Geburtstag, Weihnachten und Ostern zusammenfallen. Vor allem, wenn die Bewegungsmuster noch nicht sitzen.

Die Variante „No risk, no fun“ wählte der ukrainische Kamikaze-Turner Ihor Radiwilow beim Pferdsprung in Rio, als er zum 4-fach-Salto ansetze. Mit einem gestandenen Sprung hätte er alle übertölpelt. Hätte …

Giulia Steingruber wählte die Sicherheitsvariante und verzichtete bei den Olympischen Spielen auf ihren neuen Sprung (Tschussowitina mit zusätzlicher halber Schraube). Mit den gewählten Sprüngen, die sie aus dem Effeff beherrscht, waren ihre Medaillenchancen theoretisch gering, da alle anderen Konkurrentinnen Sprünge mit höherer Schwierigkeit im Repertoire hatten. Theoretisch …

Praktisch ging ihre Strategie auf. Giulia brillierte bei ihren „einfachen Sprüngen“ am Tag X mit der Ausführung. Ihre Konkurrentinnen patzten.

Über die Bronzemedaille hat sie sich riesig gefreut.

Fazit

Du kannst einen Gegner zu Fall bringen, selbst wenn die Situation aussichtslos scheint.

Wenn du …

  • mutig in den Wettkampf gehst
  • auf deine Stärken vertraust
  • entschlossen bist
  • den Überraschungsmoment nutzt
  • clever agierst
  • und keine Gnade walten lässt

Welche Frage stellst du dir, bevor der Wettkampf losgeht? Genau!

„Kann ich es schaffen?“

Hast du es schon mal geschafft und Goliath in die Knie gezwungen?

Ja? Dann hinterlasse mir dein Erfolgserlebnis und wie dir das gelungen ist als Kommentar. Ich freue mich darauf.

Nutze deine Möglichkeiten!

Martin

PS: Ich bin übrigens der Meinung, dass mit dem Unbewussten im Boot alles ein wenig einfacher geht.

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